Die Menschen hinter der Forschung
#ichbinDAP: Moritz Kolter
Moritz ist seit Februar 2021 ein Teil des Lehrstuhl DAP. Bevor er an den Lehrstuhl kam, studierte er Maschinenbau an der TU München. Thematisch beschäftigt er sich mit dem Potenzial des Streamings im Kontext des 3D-Drucks. Dies ist ebenfalls das Thema seiner Dissertation, in der er die Auswirkungen des Streamings auf Geschäftsmodelle im 3D- Druck untersucht. Seit Mai 2022 ist Moritz neuer Leiter der Gruppe Digital Production.
→ Moritz‘ Steckbrief
Moritz, du hast eigentlich Maschinenbau studiert. Wie kam es, dass du heute keine Maschinen baust, sondern dich mit digitalen Prozessen der Additiven Fertigung beschäftigst?
Einfach nur Maschinen zu bauen reicht heutzutage einfach nicht mehr. Der Großteil der Innovation kommt durch Digitalisierung und Software zustande. Das sind dann auch die Punkte, mit denen man sich von anderen absetzt. Ich habe schon früh im Studium bemerkt, dass man durch intelligentes Programmieren recht schnell coole Produkte auf die Beine stellen kann. Das hat mich direkt begeistert. Deswegen habe ich relativ wenig klassische Elemente des Maschinenbaus und viele IT-Themen in mein Studium gepackt, was sich dann in meinen Praktika und eben auch in der Berufswahl fortgesetzt hat.
Du arbeitest daran, das Potenzial des Streamings für den 3D-Druck nutzbar zu machen. Streaming an sich kennen viele eher durch on-Demand-Videoplattformen. Wie muss man sich einen Stream für 3D-Druck vorstellen?
Der 3D-Druck ist ein Prozess, in dem Bauteile schichtweise erzeugt werden. Die Informationen, wie diese einzelnen Schichten gedruckt werden sollen, streamen wir von der Cloud direkt auf den Drucker. Bei Netflix werden beispielsweise einzelne Bilder gestreamt, die dann zusammen das Video ergeben. Bei uns sind die Bilder die einzelnen Schichten und das Ergebnis kein Video, sondern ein Bauteil.
Welche Vorteile hätte ein „Netflix“ für den 3D-Druck?
Tatsächlich sind die Vorteile in weiten Teilen mit denen einer on-Demand-Videoplattform vergleichbar. Auch im 3D-Druck nutzen wir das Streaming, um die Daten genau dort hinzuschicken wo sie gebraucht werden. Sitzt z.B. ein Kunde eines deutschen Unternehmens in China, dann muss das Bauteil aktuell oft noch zuerst in Deutschland gefertigt und dann verschickt werden. Unser Ansatz ist es, die Bauanleitung mithilfe des Streamings direkt an einen Drucker in China zu schicken. Dadurch sparen wir einen Großteil der Logistik, die am Ende immer Zeit und Geld bedeutet.

Was kannst du uns zum aktuellen Forschungsstand sagen?
Aktuell implementieren wir ein Streaming-Protokoll, mit dem wir die Daten streamen können. Dazu greifen wir auf das sogenannte Open Vektor Format zurück, was es uns in Vergleich zu anderen Formaten im 3D-Druck ermöglicht, die Daten auch tatsächlich schichtweise zu versenden. Darüber hinaus arbeiten wir an der Sicherheit des Streamings, um Raubkopien und Ähnliches zu vermeiden. Letzteres ist auch die Motivation hinter dem Streaming, denn die vorhin beschriebenen Vorteile könnte man auch einfach durch das digitale Versenden der Druckdaten erreichen nur fehlen einem dann die Kontrolle und die Datensicherheit.
Das Open Vector Format wurde unter anderem vom Lehrstuhl DAP mitentwickelt. Warum ist dieses Format so wichtig für die Additive Fertigung?
Wie vorhin erwähnt, ist die Additive Fertigung ein schichtweiser Prozess und daher haben wir nicht nur klassische 3D-Daten, sondern auch sogenannte 2,5D-Daten, sprich: die Schichten. Bisher hat jeder Hersteller quasi seine eigene Suppe gekocht: Daten werden unterschiedlich beschrieben und gespeichert. Das ist aber sowohl für die Forschung als auch für den produktiven Betrieb in der Industrie ein Problem. Es erschwert nämlich oft, den Prozess nachzuvollziehen, was dazu führt, dass sich immer wieder nur Insellösungen entwickeln. An dieser Stelle hoffen wir, dass sich das durch das Open Vector Format ändert, da es open source und optional erweiterbar ist. Tatsächlich nimmt das Ganze gerade Fahrt auf, weil viele Partner in der Industrie so langsam den Mehrwert begreifen und das Thema mit vorantreiben.

Wie sieht es außerhalb der Arbeit aus, steht Netflix auch privat hoch im Kurs bei dir?
An verregneten oder faulen Sonntagen auf jeden Fall oder auch wenn es eine spannende neue Serie gibt, die ich dann auch gerne mal binge-watche. Ansonsten bin ich viel in der analogen Welt unterwegs und gehe im Aachner Wald mountainbiken oder bouldern mit Freunden. Das schafft auch einen guten Ausgleich zum digitalen Arbeitsalltag.
Moritz Kolter, M. Sc.
RWTH Aachen Lehrstuhl
Digital Additive Production DAP
Campus-Boulevard 73
52074 Aachen
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